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Pressemeldungen der Stadt Koblenz

Tanz ins Zwanzigste. Kunst aus dem Fundus LETTER Stiftung

KÖRPER TANZ BILD l Tanz ins Zwanzigste. Kunst aus dem Fundus LETTER Stiftung l Bühnentanz in Koblenz / 27.5. - 17.9.2023 //

Tanz auf einer Seitenbühne, meist dem Publikumsblick unserer Zeit entzogen. Denn auf heutiger Hauptbühne stehen seit Jahrzehnten die Protagonisten ihrer jeweiligen Avantgarde, die allseits bekannten Namen. Die Auswahl an Druckgraphik und Kleinplastik aus dem Kölner Fundus stellt erstmals seit rund 100 Jahren wieder vor, was seinerzeit „die Szene“ in Ausstellungen ausmachte und bis in die 1930er Jahre populär blieb.

Dies in Kapiteln: Die historischen Exponate setzen mit jener Bukolik ein, die sich das Bürgertum um 1900 aus den antiken Vorstellungen eines ungezwungenen Landlebens erträumte. Im Gefolge des griechischen Weingottes Bacchus hüpfen und tanzen seitdem Faune und weinselige Mänaden. Dem folgt die Lebensreform, die aus dem unwirtlichen Leben in der industrialisierten Großstadt aufs Land strebte: In unberührter Natur fielen die Zwänge bürgerlicher Konventionen, erlöst von Korsett und Gehrock durften sich die Leiber in Tanz und gymnastischen Übungen frei entfalten.

Aus dieser Emanzipation entwickelte sich eine künstlerische Tanzreform: An die Stelle traditioneller Ballette traten Einzeltänzer nun auch beiderlei Geschlechts. Sowohl jeder für sich wie auch im choreographierten Ensemble interpretierten sie den menschlichen Körper als künstlerisches Ausdrucksmedium, als lebende Plastik.

In solchem Ausdruckstanz beschrieben die menschlichen Tanz-Körper in langsamer wie rascher Dynamik komplizierte Formen und Figuren im Raum. Um die charismatischen Protagonisten dieser Reform bildeten sich ganze Schulen. Aus ihren meist solistischen Aufführungen reformierte sich auch der Bühnentanz im Ensemble.

Dies wirkte auf den Gesellschaftstanz der Allgemeinheit ein, spätestens die im Ersten Weltkrieg erfahrenen Traumata führten zur Flucht in ekstatische Erlebniswelten zwischen Nachtclub, Varietétheater und Ballsaal: Den Tanz der Großstadt beherrschten fern des Walzers nun völlig neue Tanzweisen wie der Boston und der Charleston, der Foxtrott und der Shimmy; der Tango eroberte sich die Welt.

 

Bühnentanz in Koblenz

Der Ausstellungsteil Bühnentanz in Koblenz, der in Kooperation mit dem Theater Koblenz entsteht, lädt dazu ein, spannende Schnittstellen zwischen zeitgenössischem Bühnentanz und bildender Kunst zu erkunden. Mit Werken von Matthias Baus und Arek Głębocki liegt dabei der Schwerpunkt auf der Tanzfotografie, die sowohl die Schönheit als auch die Flüchtigkeit der performativen Kunstform "Tanz" in ungewöhnlichen Perspektiven und kreativen Kompositionen einfangen.

Ergänzt werden die Fotografien neben filmischen Präsentationen durch eine Auswahl verschiedener Bühnenkostüme des zeitgenössischen Bühnentanzes, die in den letzten Jahren auf der Bühne des Theaters Koblenz zu sehen waren und die Sinnlichkeit des Tanzes in im Wortsinne stofflicher Umsetzung erfahrbar werden lassen.

Stets steht dabei das Paradoxon im Zentrum: Wie kann das Vergängliche und Flüchtige des Tanzes in zeitlosen Medien der bildenden Kunst einfangen und gleichzeitig die dynamische Energie und die Ästhetik des Tanzes bewahrt werden?

Die Antworten, die die gezeigten Fotografien bieten, sind deswegen besonders spannend, weil die abgebildeten Tänzerinnen und Tänzer der Koblenzer Ballettcompagnie tatsächlich als Zeitgenossen auf der Theaterbühne zu erleben sind.

Auch aus diesem Grund sind zahlreiche Tanzperformances von Mitgliedern des Balletts des Theaters Koblenz in den Museumsräumen fester Bestandteil der Ausstellung. "Bühnentanz in Koblenz" ist damit nicht nur ein visuelles Erlebnis, sondern bietet auch den Raum zur direkten Begegnung mit der Kunstform "Tanz".

Abb. 1: Otto Greiner, ohne Titel, undatiert (c) LETTER Stiftung, Köln

Abb. 2: Arek Głębocki, ohne Titel, undatiert