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Denkmal des Monats September 2021

Pfaffendorfer Brücke

Von Projekt, das Länder verband, zur VErkehrsader

Die Rheinbrücke wurde in den Jahren 1862 bis 1864 errichtet, um die Eisenbahnlinien beiderseits des Rheins miteinander zu verbinden. Zwei Jahre vor der Annexion des Herzogtums Nassau durch das Königreich Preußen war dies ein länderübergreifendes Projekt, da die rechtsrheinische Eisenbahn südlich von Horchheim durch nassauisches Gebiet führte. Dem Anlass entsprechend waren bei der Einweihung König Wilhelm I. von Preußen, seine Gemahlin Augusta und deren Tochter Großherzogin Luise von Baden sowie Herzog Adolf von Nassau anwesend.

Die Südseite der Brücke diente schon ab 1865 – zunächst sporadisch – dem Fahrzeug- und Fußgängerverkehr. 1914 endete der Eisenbahnverkehr auf der Brücke. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1953 fügte sich schließlich in die Umgestaltung von Koblenz zu einer dem Automobilverkehr gerechten Stadt ein.


Pfaffendorfer Brücke um 1870


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    Schon die ursprüngliche, 307 Meter lange Brücke hatte zwei steinerne Pfeiler im Rhein. Von den Pfeilern aus wurden Bögen aus Eisenfachwerk gespannt, die die Fahrbahn trugen. Die Endpfeiler auf den Ufern trugen je zwei Brückentürme. Deren Zinnen stellten zwar Bezüge zur Burgenromantik her, aber die Türme dienten mit ihren Geschützscharten auch der Verteidigung der Brücke. Die gesamte Brücke war in die preußische Festung Koblenz und Ehrenbreitstein eingebunden. Entsprechend wurde die Rheinanschluss-Kaserne der Koblenzer Stadtbefestigung, über die die Eisenbahn weiterlief, angepasst. In Pfaffendorf wurde die Horchheimer-Tor-Befestigung mit der Brücke verbunden, um Ehrenbreitstein besser nach Süden abzuriegeln. Den Rheinübergang selbst konnten im Kriegsfall Gitter zwischen den Türmen sperren, und nach 1900 wurden für den äußersten Fall Sprengkammern in die Brücke eingebaut.

    Pfaffendorfer Brücke um 1893


    Zur Entlastung der Koblenzer Schiffsbrücke lief ab 1865 der Fahrzeug- und Fußgängerverkehr über die Südseite der Brücke, wenn dort keine Züge verkehrten. Nachdem die Horchheimer Eisenbahnbrücke vollendet war, wurde dies 1879 zur Dauerlösung. Ab 1899 nutzte auch die Koblenzer Straßenbahn die Brücke. Der letzte Eisenbahnzug überquerte die Brücke zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914.

    In den Jahren 1932 bis 1934 wurde die Brücke für den Fahrzeug-, Straßenbahn- und Fußgängerverkehr umgebaut. Um die Fahrbahn verbreitern zu können, entfernte man damals die Brückentürme.

    Im Zweiten Weltkrieg war die Pfaffendorfer Brücke häufig Ziel von Bombenangriffen. Die Wehrmacht sprengte sie am 7. März 1945, an dem Tag, an dem die Amerikaner die weitgehend intakte Brücke von Remagen eroberten. Trotz der Zerstörung der meisten Rheinbrücken konnten die Amerikaner schon am 27. März die rechte Rheinseite besetzen.

    Die Amerikaner bauten in Koblenz eine Pontonbrücke, um die zerstörte Schiffsbrücke zu ersetzen, doch diese Brücke ging im Hochwasser unter und wurde von den französischen Besatzungstruppen durch eine dauerhaftere Lösung ersetzt. Es blieb der Nachteil, dass die Schiffsbrücke immer wieder geöffnet werden musste, um Schiffe passieren zu lassen. Um den Verkehr zu entlasten, errichteten französische Pioniere und deutsche Firmen 1946 südlich der alten Brückenpfeiler eine Behelfsbrücke aus Stahlfachwerk. Die Fahrbahn und der angeschlossene Fußgängersteg waren mit Bohlen belegt.

    Pfaffendorfer Behelfsbrücke


    Neben der Behelfsbrücke entstand in den Jahren 1950 bis 1953 eine neue Brücke. Dieses Verfahren erinnert an das nun anstehende Bauprojekt, bei dem der Brückenneubau neben der alten Brücke entsteht, damit der Verkehr nicht zu lange unterbrochen bleibt.

    Beim Neubau bis 1953 ersetzte man die Strompfeiler durch noch schlankere Bauten. Die neuen Pfeiler und die alten Widerlager an den Ufern nahmen einen Stahlkasten mit auskragender Fahrbahn auf. Insgesamt entstand damals eine schlanke, niedrige Brücke, die die Ansicht der Stadt mit der Feste Ehrenbreitstein eher unterstreicht als stört. Vier Fahrspuren sowie zwei kombinierte Geh- und Radwege queren seitdem den Rhein.

    Die Brücke insgesamt ist kein geschütztes Kulturdenkmal, aber sie unterliegt in ihrer Gesamtheit dem Umgebungsschutz, weil sie in der Kernzone des UNESCO-Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal steht und das Stadtbild von Koblenz mitprägt, insbesondere nahe dem Koblenzer Schloss und den Rheinanlagen sowie in visueller Verbindung zur Feste Ehrenbreitstein. Der Brückenneubau, der nötig ist, weil die bestehende Brücke dem Ende ihrer Einsatzfähigkeit entgegengeht, muss sich in diese Umgebung einordnen.

    Zusätzlich wird der Neubau die denkmalgeschützten Teile der Brücke übernehmen. Dabei handelt es sich zunächst um die Widerlager, die von den Brückentürmen geblieben sind. Ferner führt die Brücke weiter über die Kasematten der Horchheimer-Tor-Befestigung und der Rheinanschluss-Kasematten. Somit wird auch die neue Brücke mit Teilen der preußischen Festung verbunden bleiben.

    Schließlich dient die Brücke linksrheinisch weiterhin als ein Tor zu den Kaiserin-Augusta-Anlagen, die seit 1861 zum Flanieren am Rheinufer einladen. Der torartige Brückenbogen ist dort seit 1875 als Kaiserhalle aufgewertet. Die Reliefs an den Rheinanschluss-Kasematten erinnern an das silberne Ortsjubiläum von Kaiser Wilhelm I. und Kaiserin Augusta, die seit 1850 mit Koblenz verbunden waren.

    Pfaffendorfer Brücke Kaiserhalle