Planzeichnung

Umwelt und Planung

Wiederbelebung der Feste Kaiser Franz

Nachdem der Festungspark Feste Kaiser Franz im Jahr 2022 eröffnet werden konnte, finden nun Arbeiten an der Feste selber statt. Das Ziel: Zur BUGA 2029 sollen die Besucher möglichst viele Bereiche der Festungsanlage wieder besichtigen können.

Luftbild der Feste Franz: Im Vordergrund der Kehlturm, dahinter das halbrunde Reduit. Ganz links die Poterne und dazwischen der Kommunikationsgang.  

Die Feste Kaiser Franz (kurz: Feste Franz) wurde 1822 fertiggestellt und war Teil der preußischen Festung Koblenz und Ehrenbreitstein, die einen Ring von Festungsanlagen um den Zusammenfluss von Rhein und Mosel bildete. Die Feste Franz liegt auf dem Petersberg im heutigen Koblenzer Stadtteil Lützel. Zu dem Hauptfestungswerk der Feste Franz gehören weitere kleinere Festungswerke, mit denen sie das „System Feste Franz“ bildet, etwa die Moselflesche, die Bubenheimer Flesche und die Neuendorfer Flesche. Nach ihrem Abriss 1922 wurden große Überreste des Festungswerks 1959 gesprengt. Erhalten geblieben sind die beiden seitlichen Enden des Hauptreduits, dem inneren Verteidigungs- und Unterkunftsbau der Feste, sowie der Kehlturm oder auch Kehlreduit, also dem Geschütz- und Wohnturm im rückwärtigen Teil der Festungsanlage. Außerdem bestehen noch die Poterne, ein Tor mit gegen Beschuss gedecktem Tunnel, die frühere Hauptzufahrt der Feste, Reste der Wallanlagen, die dem Reduit vorgelagert waren, sowie unterirdische Bauteile.

Ein Rundgang entsteht: Erste Schritte zu einer Besichtigung

Ein Blick in einen Abschnitt des Kommunikationsganges.


Im Zuge der Arbeiten am Festungspark zwischen 2018 und 2021 wurde bei Planierungsarbeiten der nur teilweise zerstörte Kommunikationsgang zwischen der Poterne und dem Hauptreduit wiedergefunden. Dieser unterirdische Gang wird seit 2020 instandgesetzt und teilweise rekonstruiert, um ihn wieder vollständig begehbar zu machen. Er soll später wieder über eine Treppe in den Innenhof des Hauptreduits führen, der ebenfalls restauriert werden soll.










Die dazu nötige Räumung des Innenhofs von Schutt und Geröll steht demnächst an. Ein Hingucker ist hier die beeindruckende Freitreppe, die von der Rückseite des Hauptreduits in den Innenhof des Kehlreduits führt. Die Trümmer im Hof des Hauptreduits sollen ebenfalls teilweise geräumt werden.

Die Freitreppe im Kehlreduit.

Des Weiteren arbeitet der Eigenbetrieb Grünflächen- und Bestattungswesen an der Restaurierung der Poterne. Diese war natürlich von militärischem Nutzen, aber deren Portalfassade hatte auch einen repräsentativen Charakter und ist angelehnt an die Optik von Toren aus dem alten Ägypten. Die Darstellung des Festungsadlers über dem Eingang erinnert an die des ägyptischen Sonnengottes Ra.

Die Portalfassade der Poterne imägyptischen Stil.


Eine zufällige Entdeckung

Bei den Baumaßnahmen zum Festungspark kam auch ein festungsbaugeschichtlicher Glücksfall zum Vorschein: das noch teilweise erhaltene Kriegs-Pulvermagazin 3. Es befindet sich am Kommunikationsgang zwischen dem Reduit und der Poterne. Bei der Sprengung der Feste wurde das Magazin nur unvollständig zerstört und ist heute ein ungewöhnlich gut überliefertes Beispiel für die im 19. Jahrhundert typische Art des Magazinbaus. So findet man dort so wesentliche Konstruktionsdetails wie den umlaufenden Lüftungskorridor, den Entlüftungskamin, aber auch Fragmente des bei der Sprengung teilzerstörten Zugangs. Die Restaurierungsarbeiten am Kriegs-Pulvermagazin 3 werden im Laufe dieses Jahres abgeschlossen. So wird in diesem Bereich der Festungsanlage ein Rundgang entstehen, der erste Schritte zu einer Besichtigung ermöglicht. Zu entdecken ist dann auch der eher unscheinbare Tonnen-Winde-Schacht, der 2021 zufällig entdeckt wurde, und in Koblenz einzigartig ist. Er diente der leichteren Befüllung und Entleerung der Kriegs-Pulvermagazine 2 und 3 mit Pulverfässern im Kriegsfall.

Der Kehlturm mit Kriegsbäckerei

Der Kehlturm (rechts) und das Reduit (links).

Der dreigeschossige Kehlturm ist der einzige vollständig und weitgehend intakt erhaltene Abschnitt der Festungsanlage. Er bildete zusammen mit dem Hauptreduit das Kernwerk der Feste Kaiser Franz und sicherte mit seinen Kanonen deren rückwärtigen Bereich sowie die Ebene links des Rheins und links der Mosel. Um die Standfestigkeit des Kehlturms zu sichern, wurde er von 2009 bis 2011 von Grund auf gesichert. Im Inneren des Gebäudes befinden sich zahlreiche Befunde zur militärischen Bau- und Versorgungstechnik. Eine Besonderheit ist der ungewöhnlich gut erhaltene Komplex aus einem Küchenraum im ersten Obergeschoss und der historischen Kriegsbäckerei darunter im Erdgeschoss. Die Bäckerei wurde 1828 eingerichtet und heute ist deren Backofen der einzige noch vollständig erhaltene Festungsbackofen der gesamten Festung Koblenz und Ehrenbreitstein. Mit ihm konnten pro Tag 1.000 Brote gebacken werden, im Kriegsfall sogar bis zu 1.500. Der Backofen ist derzeit nicht funktionstüchtig, er soll aber langfristig ebenfalls instandgesetzt und wieder in Betrieb genommen werden.

Mit dieser Maßnahme und den weiteren genannten Instandsetzungsprojekten wird ein zusammenhängendes Areal von Außenanlage, Poterne, Kommunikationsgängen, Kriegs-Pulvermagazin, Hauptreduit sowie Kehlturms erschlossen und so die Wiederbelebung der Feste Kaiser Franz und der „Festung Koblenz und Ehrenbreitstein“ vorangebracht.