Planzeichnung

Umwelt und Planung

Danziger Freiheit (ehemalig)

Umbenennung
Die Straße wurde umbennannt in Esther-Bejarano-Straße.

Erinnerungskultur

Der Stadtrat hatte der Verwaltung den Auftrag gegeben, alle Koblenzer Straßennamen auf eine Belastung hinsichtlich der Namensgebung zu prüfen. In einer dezernatsübergreifenden Projektgruppe wurden alle Koblenzer Straßennamen auf den historischen Hintergrund der Benennung überprüft. Nach intensiver Recherche und Diskussion wurde dem Stadtrat vorgetragen, dass der Straßenname Danziger Freiheit als belastet einzustufen ist.

Begründung zum Beschlussentwurf der Umbenennung
Der Straßenname „Danziger Freiheit" wurde in vielen deutschen Städten zur Zeit des Nationalsozialismus für Straßen oder Plätze verwendet, um Propaganda für die Eingliederung Danzigs in das damalige Deutsche Reich zu machen. Die Umbenennung war initiiert von der nationalsozialistischen Regierung in Danzig und wurde mit einer Rede von Joseph Goe bbels begründet. Nach dem zweiten Weltkrieg änderten die meisten Städte die Namen der Straßen bzw. Plätze wieder. Deutschlandweit gibt es nur noch zwei Straßen mit dem Namen „Danziger Freiheit", eine in Regensburg und eine in Koblenz, wobei in Regensburg bereits eine Namensänderung geprüft wird. Koblenz soll nicht die letzte Stadt sein, in der noch immer eine Straße nach den Vorstellungen der nationalsozialistischen Propaganda benannt ist. Vor allem da die Straße sich an einem derart symbolisch aber auch touristisch wichtigen Ort wie dem Deutschen Eck befindet.

Die Benennung nach Esther Bejarano; einer Überlebenden des KZ-Auschwitz-Birkenau, ist mit ihrem außergewöhnlichen Leben und Wirken begründet. Bejarano engagierte sich mit ihrer Musik und ihren zahlreichen öffentlichen Auftritten bis zu ihrem Tod dieses Jahres un erlässlich gegen Rassismus, Krieg und Faschismus. Die Umbenennung der jetzigen „Dan ziger Freiheit" zur „Esther-Bejarano-Straße" wäre eine wichtige Ehrung für das Lebenswerk der Holocaustüberlebenden und gleichzeitig ein postumer Sieg gegen die Reichspropaganda, unter der sie zu Lebzeiten leiden musste.

ursprügliche Benennung

Verfügung des Koblenzer Polizeipräsidenten vom 6. Oktober 1934.

ursprügliche Erläuterung

Die Stadt Danzig (heute: Gdańsk) und Umgebung wurden nach dem Ersten Weltkrieg als „Freie Stadt Danzig“ ein teilsouveräner Freistaat, der unter Völkerbundsmandat stand. Als die Nationalsozialisten die Mehrheit im Danziger Parlament erhielten, riefen sie am 28. Mai 1933 dazu auf, in deutschen Städten einen Platz oder eine Straße „Danziger Freiheit“ zu benennen.

In Koblenz wurde am 24. März 1934 eine „Ostausstellung“ eröffnet. Damals besuchte eine Delegation aus Danzig die Stadt Koblenz. Der Besuch wurde seitens der NSDAP von großem propagandistischen Aufwand begleitet, um für die Rückgliederung Danzigs an das Deutsche Reich zu werben. So fand etwa am Deutschen Eck eine Kundgebung der Hitlerjugend statt. Ein knappes halbes Jahr später, am 6. Oktober 1934, verfügte der zuständige Polizeipräsident die Straßenbenennung der „Fläche am Rheinwerft, beginnend am alten Treppenaufgang zur Rheinzollstraße, die begrenzt wird vom Kastorplatz, Deutsch-Ordenshaus, Denkmal und Ufermauer“.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die meisten Straßenbezeichnungen „Danziger Freiheit“ umbenannt. In München wurde aus der „Danziger Freiheit“ 1946 die bekannte „Münchner Freiheit“. Lediglich in Koblenz, Münster und Regensburg existiert der Straßenname noch heute. Anlässlich der bevorstehenden Eröffnung des Ludwig-Museums im Deutschherrenhaus erhielt das Gebäude die postalische Anschrift „Danziger Freiheit 1“.